Notstromfähige PV Anlage im Selbstbau


Vorweg, es war ein langer Weg, bis zur Fertigstellung der Anlage. Eigentlich sollte das ein Unternehmen durchführen (Vertrag aus 2021), kurz vor Baubeginn hat das Unternehmen aber einseitig die Preise um 18% erhöht, es wurden keine Diskussionen mit dem Kunden gewünscht. Dann haben wir halt storniert.

So nahm das Übel seinen Lauf und es folgte eine Odyssee. “Sofort Lieferbar” hieß oft nicht wirklich lieferbar, ein Händler hat mich ganze acht Wochen mit immer neuen Ausreden warten lassen (bald ist es wirklich so weit mit der Lieferung), vermutlich wäre da bis heute nichts gekommen.

Aber nun zu den positiven Sachen.

Verbaut sind folgende Module:

  • 25 x 370W Astronergy
  • 8 x 150 Watt NoName (China)

Aufgeteilt auf 4 Strings

  • 2 Strings á 10 x 370W Astronergy Modulen (jeweils 1 x Ost- und Westseite)
  • 1 String mit 5 x 370 W Astronery Modulen
  • 1 String mit 8 x 150W NoName Modulen

Da ursprünglich andere Module geplant waren, gibt es jetzt bei den Trageprofilen etwas Überstand auf der Ostseite, das bleibt aber erstmal so. Die dort verbauten NoName Module, welche von meiner alten Werkstattinselanlage stammen, tausche ich ggf. irgendwann noch aus. Das tut aber aktuell keine Not.

Als Wechselrichter sind derzeit drei EAsun Isolar SMG II 5.6KP verbaut, welche ein echtes, dreiphasiges Netz bereit stellen können. Derzeit sind sie so konfiguriert, dass ein Bypass zum Netz besteht und bei Verfügbarkeit über Solar unterstützt wird (Mode: SUB). Bei Ausfall des öffentlichen Stromnetzes wird innerhalb von 10 Millisekunden in den Invertermodus umgeschaltet und aus den Akkus gespeist.

Nochmal würde ich diese Inverter/Laderegler definitiv nicht kaufen, vom Hersteller gibt es absolut keinen Support, ausser man möchte etwas kaufen 😉

Die Wechselrichter sind mit einem 50A LS abgesichert, auch habe ich einen Bypassschalter verbaut.

Als Akkus kommen jeweils 2 x Pylontech US2000C und US3000C zum Einsatz. Die Akkus haben eine Systemspannung von 48 Volt und sollten im Idealfall mit 25A (US2000C) oder 37A (US3000C) geladen bzw. entladen werden. Wenn man nicht unbedingt die vom Hersteller zugesagten 6000 Lade-/Entladezyklen erreichen muss, dann geht auch jeweils das Doppelte an Stromstärke.

Angenommen ich würde nun aus allen 4 Akkus jeweils mit 25A ziehen, wären das bei 48 Volt (25*4*48) immerhin 4,8 kW, bei 50A sogar das Doppelte. Das deckt unseren Bedarf ausreichend ab.

Die Einhausung für die Pylontechs habe ich aus Resten der Unterkonstruktion gebaut.

Die Akkus sind paarweise mit jeweils 4 x 25mm² pro Paar zu 160A NH00 Sicherungen geführt. Von dort geht es mit 50mm² Kabel zu zwei 600A Busbars weiter.

Um die Inverter auszulesen und Graphen daraus genierieren zu können, kommt ein Raspberry mit aufgesetztem Pijuice Hat zum Einsatz. Die Wechselrichter kommen ab Werk zwar mit einem Wireless Adapter, welcher permanent Daten an eine chinesische Cloudlösung schickt, das war mir aber zu unsicher. Die einzige Authentifizierung beim Cloudanbieter war die Seriennummer, und wenn man drei der Wechselrichter hat, kann man die Seriennummern erahnen. Da man mit Kenntnis der Seriennummer aus der Ferne auch kritische Einstellungen ändern kann und es keine Möglichkeit gibt, dies einzuschränken, liegen die Wireless Adapter ungenutzt in einer Kiste. 3 x USB Seriell Adapter an einem Raspberry tun auch 🙂

Die AC Unterverteilung für die Wechselrichter sieht etwas wild aus:

Sollte das öffentliche Stromnetz doch einmal länger ausfallen und auch die Sonne nicht mitspielen, dann steht als Notlösung ein Victron Skylla 48/25 bereit. Wie die “48/25” im Namen erahnen lassen, bringt das Ladegerät es auf 1,2kW Leistung und kann im Boost Mode auch als Stromversorgung genutzt werden. Dafür habe ich einen Schalter nach aussen gelegt. Sollte der unwarscheinliche Fall eines sehr langen Stromausfalles eintreten, würden wir den Bedarf im Haus entsprechend herunter fahren, damit die Akkus mehr geladen werden können. Ein zweiter Skylla (aber die 48/50 Variante) ist auch eine Option. Dann würde aber der unten gezeigte Benzin Stromerzeuger zu klein dimensioniert sein.

Der Victron Skylla wird aus einer eigenen Unterverteilung betrieben, welche mit einer 32A CEE Einspeisedose (einphasig) aussen am Haus verbunden ist.

Das Notromaggregat hat eine Dauerleistung von 2600W, auch wenn der Name etwas anderes suggeriert.

Nachdem ich im Vorfeld jedes erdenkliche Szenario bis ins Detail durchgespielt- und tagelang auf den Verbrauch der einzelnen Phasen im Haus geschaut habe, ist die Anlage seit einer Woche in Betrieb. Probleme gab es keine.

Fazit: Sollte es im kommenden Winter, entgegen meinen Erwartungen, zu kurzzeitigen Stromabschaltungen (aka Brownouts) kommen, dann bekommen wir diese, zumindest in den Abend-/Nachstunden nur mit, weil die Strassenlaterne vor dem Haus nicht mehr leuchtet, oder ein Nachbar fragt, warum wir Strom haben und er nicht. Die 10 ms Umschaltzeit waren in meinen Tests bei LED Lampen nicht wahrnehmbar. Bei längeren Stromausfällen, oder einem sog. Blackout, würde mich das Monitoring im Haus nach einiger Zeit benachrichtigen. Sicherlich könnten wir die Stromversorgung im Haus einige Wochen lang am Leben erhalten. Ich frage mich aber, ob es es sinnvoll ist, nach einigen Tagen das einzige, beleuchtete Haus zu haben.